Kommunen

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Kommunen (lateinisch communis ‚allgemein‘, ‚gemeinschaftlich‘), sind Lebensgemeinschaften, in denen sowohl Ehepaare und Kinder, als auch Menschen, die weder verwandt noch Sexualpartner sind, verbindlich zusammen leben. Eine Kommune wird durch das Konsensprinzip und dem Praktizieren einer gemeinsamen Ökonomie bestimmt. Meist lebt eine Kommune an einem Ort, welcher Gemeinschaftseigentum ist und an dem sonst kaum persönliche Besitzgegenstände vorhanden sind. Damit ist die Lebensform einer Kommune wohl die radikalste Form des gemeinsamen Wirtschaftens und des anderen Lebens (Notz 2011: 137). Vor allem ökologisches und nachhaltiges Handeln stehen hierbei im Vordergrund.

Durch das Praktizieren des Konsensprinzips ist die Kommune ein ideales Beispiel für die gelebte Wertigkeit der Stimme jeder einzelnen Person. Jede Stimme hat Gewicht und wird im Plenum berücksichtigt. Dies ist zwar sehr zeitintensiv, dient aber der für die Kommune wichtigen Bildung eines Konsenses. Ein weiteres Merkmal, welches eine Kommune in dieser Hinsicht definiert, ist das Fehlen einer Hierarchie. Ganz bewusst soll die Meinung jeder einzelnen Person denselben Stellenwert beigemessen werden.

Historische Entwicklung und Empirische Bedeutung

Kooperation ist essentiell um zu überleben. Jegliche Form von Leben hat in einer gewissen Weise kooperieren müssen, um weiter fortzubestehen. Dies ist schon bei Bakterien der Fall, welche sich vor Millionen von Jahren zu Kolonien zusammengeschlossen haben, um zusammen gegen das ultraviolette Sonnenlicht zu bestehen (Pitzer 2014: 90).

Geschichtlicher Hintergrund

Kommunen sind seit Menschengedenken eine gängige Lebensform, die in der heutigen Zeit aber nur als eine Alternative zur Norm wahrgenommen wird (Pitzer 2014: 90). In den letzten Jahrzehnten haben individuelle Lebensziele das Augenmerk von Gesellschaften übernommen. Insbesondere in Industrienationen spielen die Themen Gemeinschaft und Kooperation in Bezug auf persönliche Verwirklichung keine große Rolle. In einer Kommune sind diese Aspekte jedoch essenziell, um für das Überleben aller Mitglieder zu sorgen.

Eine der ersten offiziellen Gründungen einer Kommune ist die der Huttererum 1526. Gegründet wurde sie von dem Täufer Jakob Hutterin Südtirol. Als Prediger der täuferischen Lehre zog er durch Tirol und gründete mehrere kleine Gemeinden. Dort lernten die Menschen lesen und schreiben und waren in der Lage auf ihren Pilgerreisen aus der Bibel vorzulesen und weitere Mitglieder zu unterrichten. Die Hutterer wurden aufgrund ihres Glaubens verfolgt und versuchten u.a. in der Slowakei, Ungarn und Russland zu überleben. Nach der Entdeckung der Neuen Welt siedeln sie in die heutigen Vereinigten Staaten von Amerika um. Auch andere Kommunen aus Europa gehen diesen Weg, um in der Neuen Welt den ersehnten Frieden für ihre Gemeinden zu finden. Neben den Hutterern haben auch einige andere Kommunen heute noch in den USA Bestand. Die Hutterer, welche sich Aufgrund von Ächtung ihrer deutschen Wurzeln in den USA, auch in Kanada niederließen, ist nach wie vor eine der größten, bestehenden Kommunen. Die Shaker, eine weitere bekannte Kommune, die in den USA noch Bestand hat, ist im Begriff auszusterben. Die Amanakolonien sind ebenfalls eine Kommune, welche ihren Ursprung in Europa (Frankreich und Süddeutschland) hat. Ihr Fortbestehen in den USA ist jedoch nicht gefährdet.

In den USA erleben die Kommunen, während der Hippie-Bewegung der 1960er – 1970er Jahre, ihre erneute Blütezeit. Der Protest gegen gesellschaftliche Themen wie dem Vietnam Krieg und das Streben nach alternativen Lebenseinstellungen helfen dabei, dass junge Menschen sich im Geiste verbünden und alternative Lebensformen, wie das Leben in einer Kommune, wagen.


Kommunen in Deutschland

In Deutschland werden nach dem 1. Weltkrieg zahlreiche Wohn- und Landkommunen gegründet. Sie sind praktischer Natur und keine bewusst gewählte Alternative zur Norm, sondern eine aus der Not heraus geborene Lebensform. Die Menschen dieser Kommunen leben mit dem Wissen, dass gemeinschaftlich mehr zu bewerkstelligen ist. Gerade ärmere Menschen schließen sich Höfen und Gemeinden an, um zusammen zu überleben. Während der Hippie-Zeit, gewinnt die Lebensform der Kommune auch in Deutschland vermehrt an Aufmerksamkeit, jedoch ist das Bild der Kommunen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit vor allem durch politische Aktivitäten einiger Gruppierungen geprägt. Dies liegt auch an der Kommune I und ihren Mitbegründern Fritz Teufel und Rainer Langhans, welche maßgeblich zu der medialen Aufmerksamkeit beitragen. Viele Nachahmer folgten, um u.a. während der 68er-Bewegung, ihren gesellschaftskritischen Standpunkt Ausdruck zu verleihen. Dies blieb nicht immer ohne strafrechtliche Folgen. So auch nicht für die Kommune 3 aus Wolfsburg, welche mehrfach Straftaten begangen. In Deutschland sind die politisch aktiven Kommunen der heutigen Zeit, fast ausschließlich unter dem Kommuja-Netzwerk organisiert und haben ca. 53 Mitglieder (Kommuja-Netzwerk 2014). In diesem Netzwerk ist auch die Kommune der Niederkaufungen vertreten. Die Kommune der Niederkaufungenist eine der größten und bekanntesten Kommunen in Deutschland. Sie existiert seit 1986 und besteht zum heutigen Zeitpunkt aus 80 Menschen, die in dieser Kommune leben. Sie ist die am längsten bestehende Kommune in Deutschland und außerdem eine der Größten. Des Weiteren ist sie durch eine sehr gute Obstzucht und vor allem dem politischen, links orientierten Interesse, ihrer Bewohner bekannt.


Ziele, Zweck und Motivation

Im Folgenden sollen unterschiedliche Motivationen und die daraus resultierenden, möglichen Zielsetzungen von Kommunen genauer erläutern werden. Einer der Hauptunterschiede zwischen Kommunen und reinen Wohngemeinschaften besteht vor allem im Bereich des gemeinsamen Wirtschaftens. Da das gemeinsame Wirtschaften innerhalb der Kommune, in Kombination mit der Art und Weise des Zusammenlebens, eine tragende Rolle einnimmt, wird den Kommunen eine besondere Form des alternative Wirtschaftens zugeschrieben (Notz 2011:137). Allerdings können sich Kommunen in ihrer Art und Weise des Zusammenlebens und der jeweiligen Auslegung des gemeinsamen Wirtschaftens stark voneinander unterscheiden. Dies gründet in erster Linie darin, dass jede Kommune einen individuellen Schwerpunkt im Bereich des Wirtschaftens, eine eigene Ideologie, oder eine eigene Wertvorstellung entwickelt. Kommunen verfügen über unterschiedliche Herangehensweisen und Verständnisse, was die Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Kommunen, oder die Entwicklung einer übergreifenden Definition erschweren kann (Drücke 2006: 247 ff.).

Nichtsdestotrotz können einige Gemeinsamkeiten zwischen vielen Kommunen identifiziert werden. Oftmals gründet die Entstehung einer Kommune in der Kritik am alltäglichen oder konventionellen Lebensstil in einer Gesellschaft (Notz 2011:137). Kommunen kritisieren die konventionellen und in ihren Augen festgefahrenen gesellschaftlichen Denkmuster. Hierzu zählen beispielsweise die Trennung zwischen Arbeiten und Leben, oder zwischen Produktion und Reproduktion (ebd.). Kommunen verfolgen stattdessen das Ziel, diese Bereiche miteinander zu verknüpfen. Es soll den Mitgliedern in einer Kommune ermöglicht werden, dass Arbeitszeit und die Freizeit ineinander übergehen. Dies beinhaltet unter anderem eine Aufhebung der Trennung zwischen bezahlten und unbezahlten Tätigkeiten. Demnach sollen arbeitsentgeltliche Tätigkeiten und Ehrenämter sowie unentgeltliche Leistungen, wie freiwillige Haus- und Gartenarbeiten, als gleichwertige Gesamtarbeit zusammengefasst werden. Auf diese Weise soll die Freizeit ihren Kompensationscharakter gegenüber der Erwerbsarbeit verlieren. Stattdessen ist aus der Sicht vieler Kommunen eines neues Verständnis von Arbeiten wünschenswert, indem jede Tätigkeit als sinnvolle und gute Arbeit, die den Menschen im Leben weiterbringt, anerkannt wird (ebd.). Eine Vielzahl an Kommunen kritisiert die voranschreitende Globalisierung und fordert vermehrt eine Beendigung der Automatisierung und der Massenproduktion, wodurch auch die damit einhergehende Umweltzerstörung gebremst werden soll (Notz 2011:138).

Wie bereits erwähnt sind die Motivation und die Zielsetzung von Kommunen neben diesen wirtschaftlich orientierten Ansätzen auch in anderen Bereichen zu identifizieren. So kann der Fokus einer Kommune neben wirtschaftlichen Aspekten auch in der politischen oder religiösen Überzeugung festgestellt werden (Notz 2011:139). Auf der einen Seite können Kommunen ihre Aufgabe in politischen Aktionen gegen gesellschaftliche Missstände sehen und auf der anderen Seite können sie allein in ihrer Existenz ein politisches Signal an die Gesellschaft senden (ebd.).Die Wertvorstellung von politisch motivierten Kommunen kann von antifaschistischen, antitotalitären und antikapitalistischen Zielsetzungen bis hin zu konservativen, rechtskonservativen oder auch rechtsradikalen Zielsetzungen reichen (ebd.). Darüber hinaus können religiös-spirituelle oder esoterische Wertevorstellungen hinzukommen. Zusammengefasst verfolgt eine Kommune immer ein selbstbestimmtes Ziel, das aus der Ideologie und Wertevorstellung der einzelnen Mitglieder entsteht. Dies erschwert und beeinträchtigt die Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Kommunen und die Entwicklung einer allumfassenden Definition.

Tragende Elemente

Im Folgenden sollen die tragenden Elemente einer Kommune genauer vorgestellt werden. Zu ihnen zählen unter anderem eine einheitliche Ideologie und Wertevorstellung, festgelegte Aufgaben, Pflichten und Regeln, eine flache Hierarchie sowie das Konsensprinzip und Diskussionskultur.

Ideologie und Wertevorstellung

In Bezug auf die tragenden Elemente einer Kommune steht wiederum die Ideologie und die Wertevorstellung im Mittelpunkt, da sich jede Kommune individuell an ihnen ausrichtet und ihre tragenden Elemente anhand der Ideologie und Wertevorstellung identifiziert und festlegt. Verfolgt die Kommune das Ziel des gemeinsamen Wirtschaftens, bedeutet dies, dass das Wirtschaften innerhalb der Kommune nicht hierarchisch organisiert ist, sondern gemeinschaftlich bestimmt wird. Ist die Kommune beispielsweise im Bereich der Produktion tätig, ist eine gemeinschaftlich anerkannte Verständigung über die Arbeitszeit, die Produktionsweise oder das Dienstleistungsangebot notwendig. Hinzu kommt außerdem die Qualifikation der einzelnen Arbeiter. Auch die Verständigung über den Konsum und die Bedürfnisse der Mitglieder innerhalb der Kommune sowie die Verständigung über das Zustandekommen individueller Bedürfnisse, muss zwischen den einzelnen Mitgliedern gewährleistet sein (ebd.). Jede Kommune muss sich im Einzelnen bewusst machen, welche positiven oder auch negativen Auswirkungen der Konsum und die Bedürfnisse der einzelnen Mitglieder auf die Kommune als Ganzes haben können. Dabei geht es in manchen Fällen beispielsweise um die teilweise bis hin zur völligen Aufgabe von Privateigentum zu Gunsten von Gemeinschaftseigentum innerhalb der Kommune. Viele Kommunen führen eine „gemeinsamen Kasse“ ein (Notz 2011:140). Alle Einnahmen, die die Kommune als Ganzes, oder einzelnen Mitglieder erzielen, gehen in diese Kasse ein und alle Ausgaben werden aus ihr gezahlt. In manchen Fällen bleibt den einzelnen Mitgliedern ein „kleines Taschengeld", was für die Anschaffung kleinerer privater Gebrauchsgegenstände oder Ähnlichem dient. Auch Grund und Boden, die Gebäude und Produktionsmittel zählen in vielen Fällen zum Gemeinschaftseigentum der Kommune. Beispielsweise kann ein Haus oder ein Gebäude, welches einer einzelnen Person gehört, zu gleichen Teilen auf alle Mitglieder der Kommune überschrieben werden.

Aufgaben, Pflichten und feste Regeln

Um über einen langen Zeitraum in einer Kommune miteinander zusammenleben zu können, müssen die Aufgabenverteilung und die Pflichten der einzelnen Mitglieder, durch festgelegte Regeln definiert sein. Ohne eine festgelegte Struktur und Organisation einer Kommune kann die Vereinbarkeit zwischen Arbeiten und Leben beeinflusst und eine Form der Anarchie hervorgerufen werden Notz 2011:140f.).

Flache bis keine Hierarchie

Ein weiteres tragendes Element vieler Kommunen zeigt sich im Fehlen einer klaren Hierarchie. Nur in manchen Fällen ist eine sehr flache Hierarchie innerhalb der Kommune vorhanden (Drücke 2006: 247 ff.). Die Entscheidungen innerhalb einer Kommune werden in der Regel nach dem Konsensprinzip getroffen (Burnicki: 2002, 60f.). Dies bedeutet, dass anstehenden Entscheidungen, beispielsweise über neue Anschaffungen, über die Neuaufnahme von weiteren Mitgliedern sowie strukturelle Veränderungen, im Plenum diskutiert, verabschiedet und von allen mitgetragen werden. Dies beinhaltet jedoch nicht, dass alle Mitglieder immer einer Meinung sein müssen. Stattdessen verfügt in vielen Kommunen jedes Mitglied über das Recht, sein Veto zu bestimmten Entscheidungen einzulegen. Entscheidungen können auch auf vorläufiger Basis getroffen werden, um zu einem späteren Zeitpunkt erneut diskutiert zu werden (Burnicki: 2002, 60f.).

Konsensprinzip und Diskussionskultur

Der Vorteil des Konsensprinzips besteht darin, dass die Stimme jedes einzelnen Mitglieds Gewicht hat und gehört werden muss, was sich positiv auf die Diskussionskultur auswirken kann. Der Nachteil hingegen ist, dass diese Diskussionsprozesse oftmals auch sehr zeitaufwendigen sein können (ebd.). Durch die Anwendung des Konsensprinzips kann ein Abbau bzw. eine Vermeidung von Hierarchiestrukturen gelingen. Gemeinsame Plenumssitzung, die Nutzung von Pinnwänden, durchdachte Ablagesysteme, regelmäßige Essenszeiten, gemeinsame Teepausen und gegenseitige Arbeitsberichte können den typische Kommunikationsfluss, wie er zwischen Chef und Angestellten beobachtet werden kann, abschaffen (Burnicki: 2002, 61f.). Für die Umsetzung des Konsensprinzips ist auch die Form der Kommunikation ein entscheidender Faktor. Auch im Bereich der Kommunikation gilt es Grundsätze und Regeln festzulegen und einzuhalten. Dies umfasst in erster Linie die Art und Weise, wie die einzelnen Mitglieder einer Kommune untereinander und nach Außen kommunizieren. Auch im Bereich der Kommunikation bestimmt jede Kommune individuell, wie die Kommunikation innerhalb der Kommune und zur Außenwelt gestaltet sein soll (ebd.).

Grundfunktionen und Mechanismen einer Kommune

Im Folgenden sollen die einzelnen Mechanismen innerhalb der Kommune genauer betrachtet werden.

Anreizgestaltung

„Unter Anreizgestaltung versteht man sämtliche (geplanten und ungeplanten) Prozesse, die Organisationsteilnehmer mit Motivationen, Gründen und Verhaltensabsichten versorgen (Martin und Bartscher-Finzer: 2015: 16).“

Einer der bedeutendsten Anreize für Menschen sich im Rahmen einer Kommune zusammenzuschließen und ein gemeinsames Leben miteinander zu gestalten ist die Möglichkeit zu Verwirklichung einer eigenen Ideologie, oder der eigenen Werte. In der Regel gelingt dies für die meisten Menschen, da sie auf Andere stoßen, die sich bereits mit ähnlichen Interessen und Idealen beschäftigen (Notz 2011:138.

Ein Teil der Menschen interessiert sich für die Vorstellung, auf ein Massenangebot an Produkten und Gütern zu verzichten und ein Großteil des Privateigentums aufzugeben. Mit der Aufgabe des Privateigentums geht auch ein gewisser Kostenrückgang einher, da das eigenen Auto oder die eignen Waschmaschine nicht mehr finanziert werden muss (ebd.). Das Wohlergehen aller Mitglieder einer Kommune steht im Vordergrund. Konventionelle gesellschaftliche Ideale, wie Profit, eigene Gewinnmaximierung und Konsum geraten dabei in den Hintergrund (Notz 2011:138). Allerdings ist die Aufgabe von Privateigentum und eigenem Besitz mit einer hohen Kompromissbereitschaft verbunden, ebenso muss mit vielen Diskussionen gerechnet werden. Die Bereitwilligkeit zur Einhaltung von festen Regeln und regelmäßige Erfüllung von verschiedensten Aufgaben und Pflichten sind die Voraussetzung für ein erfüllendes Leben in einer Kommune. Diese Punkte können auch Anreize für einzelne Menschen sein, eben nicht im Rahmen einer Kommune mit anderen zusammenzuleben.


Kontrolle

„Unter Kontrolle versteht man sämtliche (geplanten und ungeplanten) Prozesse, die geeignet sind, organisatorische Abläufe und das Verhaltender Organisationsteilnehmer zu kanalisieren (Martin und Bartscher-Finzer: 2015: 16).“

Die Kontrolle innerhalb einer Kommune ist unter anderem mit der Einhaltung der bereits genannten Regeln, Aufgaben und Pflichten verbunden. Jede Kommune bestimmt ihrer eignen Regeln sowie die Aufgaben und Pflichten, die die Mitglieder erfüllen müssen (Notz 2011:138). So obliegt es der Kommune gegebenenfalls auch Strafen und Sanktionen gegen die einzelnen Mitglieder zu verhängen, sobald die festgelegten Regeln nicht eingehalten werden. Ein Ziel ist es, die gegenseitige Kontrolle zwischen den Mitgliedern zu fördern. Die Mitglieder sollen die Einhaltung von Regeln durch die anderen Mitglieder kontrollieren und sich darüber hinaus kontinuierlich selbst überprüfen, ob auch sie diese Regeln einhalten (ebd.). Falls allerdings schwerwiegende Verstöße gegen die Kommunenregeln vorkommen sollten, so wird in der Regel im Plenum der Kommune über das weitere Vorgehen diskutiert und gegebenenfalls abgestimmt (Notz 2011:140).


Selektion

„Unter Selektion versteht man sämtliche (geplanten und ungeplanten) Prozesse und Maßnahmen, die zur Einbeziehung von Akteuren und zur Etablierung von Institutionen, Strukturen und Gestaltungsoptionen beitragen. (Martin und Bartscher-Finzer: 2015: 16).“

Nach dem Solidaritätsprinzip, das mitunter das Prinzip der offenen Tür beinhaltet, ist erst einmal jede Person in der Kommune willkommen, unabhängig von Herkunft, Rasse, Religion, Geschlecht etc. Bedingung ist, dass die Person die Visionen und Einstellungen teilt und bereit ist, nach den Regeln der Kommune zu leben. Alle Mitglieder der Kommune entscheiden nach den internen Regeln, ob und wie viele neue Mitglieder sie aufnehmen kann. Die Größe der Kommune hängt zusätzlich von den strukturellen Faktoren, den Ressourcen und Kapazitäten der jeweiligen Gemeinschaft ab. Gebäude und Land sind Voraussetzungen, hinzu kommt die Qualität des Geländes (z.B. Ackerfläche) sowie die Notwendigkeit von Werkstätten und Werkzeugen (Notz 2011:142). Obwohl es primär um die Selektion von geeigneten Mitgliedern geht, muss sichergestellt werden, dass die nötigen Kapazitäten vorhanden sind.


Sozialisation

„Unter Sozialisation versteht man sämtliche (geplanten und ungeplanten) Prozesse, die dazu beitragen, die soziale Ordnung zu konstituieren und in den Wert- und Überzeugungssystemen sowie den Verhaltensprogrammen der Organisationsteilnehmer zu verankern (Martin und Bartscher-Finzer: 2015: 16).“


Die Regeln des Zusammenlebens und des gemeinsamen Wirtschaftens entwickeln sich im Laufe der Zeit der gemeinsamen Periode. Diese sind von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Nicht nur die Organisation der ökonomischen Produktion steht im Fokus, sondern auch die Beziehung zwischen Arbeit und Leben (Pitzer et al. 2014:101). Im Mittelpunkt der Sozialisation steht das Solidaritätsprinzip: Zum einen gilt das Prinzip der offenen Tür, sodass jeder der möchte, das Potential hat in der Kommune Mitglied zu werden. Für jedes Mitglied gelten bestimmte Austrittsregelungen, die von Eintritt an bekannt sind. Damit ist geregelt, was mit dem eingebrachten Eigentum und Kapital bei einem Austritt aus der Kommune passiert. Zudem werden die Einkommen der Mitglieder gelichmäßig auf die Mitglieder verteilt, unabhängig von der Höhe des Einkommens. So wird mitunter soziale Sicherung sichergestellt. Förderung der Mitglieder, sowie Aus- und Weiterbildung der Beteiligten gehören zudem zum Solidaritätsprinzip.

Trotz klarer und von Beginn an definierter Regeln gibt es Schwierigkeiten beim Leben innerhalb der Gruppen. Das können entweder Probleme der Gruppendynamik sein, bei gegensätzlichen Einstellungen oder Charaktereigenschaften, beispielsweise zwischen sehr aktiven Mitgliedern und Zurückgenommenen. Hinzu kommt die unvermeidbare und langanhaltende Debatte im Austrittsfalle über Verlust des eingebrachten Geldes und die Gefährdung der ökonomischen Subsistenz der Kommune (Notz 2011:142). Hinzu kommen die Herausforderungen des Alltags: Überlebenssorgen, Machtkämpfe, Eifersucht sowie Streit und Trennung können zu zwischenmenschliche Probleme innerhalb der Gruppe führen. Überzogene Erwartungen und Ephorien die nicht erfüllt werden stellen zusätzlich ein Problem in der Sozialisation von Kommunen dar. (Notz 2011:142)


Integration

„Unter Integration versteht man sämtliche (geplanten und ungeplanten) Prozesse, die dazu beitragen, die soziale Ordnung zu erhalten und die Organisationsteilnehmer dazu zu veranlassen, im Sinne der sozialen Ordnung zu handeln. (Martin und Bartscher-Finzer: 2015: 16).“

Das Leben in einer Kommune ist heutzutage in Deutschland eine Besonderheit. Die vorherrschende Lebensform ist die Kernfamilie (49,1% in 2011 in Deutschland) (Bundeszentrale für politische Bildung 2016). Laut Bundeszentrale für politische Bildung lebte im Jahr 2011 mehr als jede fünfte Person alleinstehend (Bundeszentrale für politische Bildung 2016).

Dabei stellt die Kooperation schon seit Urzeiten den Schlüssel des Überlebens dar. Erst seit der industriellen Revolution und dem Aufstieg des Kapitalismus hat der Wettkampf die Kooperation aus dem menschlichen Bewusstsein verdrängt und Kommunen zur Alternative von der Norm gemacht (Pitzer et al. 2014:90). Dabei bietet die kommunale Organisation Sicherheit, Solidarität und Überleben. Wie immer wieder in Phasen des Notstandes zu beobachten, organisieren sich Menschen in kritischen Situationen und in Phasen des Notstandes freiwillig oder unfreiwillig in kommunalen Strukturen (Pitzer et al. 2014:90).

Ein andrer Faktor der Integration der Kommune in der Gesellschaft ist, ob und inwiefern die Kommune bereit ist, sich für die Gesellschaft zu öffnen. Es gibt Kommunen, die bevorzugen die vollständige Abgrenzung zur Gesellschaft als Kritik an der Gesellschaft. Andere hingegen öffnen sich der Gesellschaft gegenüber. Ein Beispiel dafür ist die Kommune Niederkauffungen, die in der eigenen Kita gegen eine kleine Gebühr auch Kinder der umliegenden Gemeinden aufnimmt (Notz 2011).


Aufgabengestaltung

„Unter Aufgabengestaltung versteht man sämtliche (geplanten und ungeplanten) Prozesse, die zur Etablierung von Zielen, Vorhaben, Tätigkeitszuschnitten, Handlungsprogrammen und Abläufen in einer Organisation beitragen (Martin und Bartscher-Finzer: 2015: 16).“


Einer der wichtigsten Regeln des Lebens in der Kommune lautet: Gleiche Rechte und Pflichten für alle Mitglieder: Sowohl bei der gemeinsamen Arbeitsgestaltung, also auch der Organisation des Zusammenlebens haben alle ihre festgelegten Aufgaben zu erfüllen. Dies wird bei Eintritt in die Kommune akzeptiert (Notz 2011: 137). Der Begriff Arbeit ist dabei nicht auf monetäre Arbeit begrenzt, sondern umfasst unter dem Begriff der Gesamtarbeit auch unbezahlte und politische Arbeit. Dazu gehören auch Tätigkeiten wie Gartenarbeit, Haushalt und Kindererziehung (Notz 2011: 138). Dabei ist der Übergang von Arbeit zur Freizeit fließend. Da jeder die gleichen Rechte und Pflichten hat, werden klassische Rollen aufgelöst, sodass Haushalt und Kindererziehung von Männern und Frauen erledigt werden, ebenso wie körperliche Tätigkeiten.

Die Aufgabenverteilung stellt die Voraussetzung dar, die das System am Laufen hält. Jeder ist aufgerufen, seinen Beitrag zu leisten. So leisten alle das an Arbeit, was sie können und bekommen das, was sie zum Leben brauchen. Den Auslöser stellt meinst die intrinsische Motivation dar, der Vision näher zu kommen. Den Mitgliedern muss bewusst sein: Erfüllung der Aufgaben und Zusammenarbeit essentiell für gemeinsames Wirtschaften und „Überleben“ der Kommune. Wer sich nicht daran hält und seine Aufgaben nicht erfüllt, kann die Existenz der ganzen Kommune gefährden.

Kritische Beurteilung/Würdigung

Kommunen sind wohl die extremste Variante der alternativen Lebensform (Notz 2011: 137). Für Menschen, die sich trotz auftretender Probleme in der aktuellen Gesellschaft wiederfinden können, ist sie nicht zu empfehlen. Grund hierfür sind mehrere kritische Aspekte, wie die Aufgabe des kompletten privaten Eigentums, dem sich Unterwerfen der Gemeinschaftsziele und damit einhergehendem Verlust an individuellen Freiräumen. Dies passt nicht in das Lebensbild vieler Menschen aus der westlich, zivilisierten Welt und würde, ohne vorgegangene Erfahrung mit ähnlichen Lebensformen, unweigerlich zu Problemen führen. Kritisch ist zu beurteilen, dass die Vorgaben einer Kommune zwanghaft werden können und Mitbewohner in ihren Freiräumen zusätzlich eingeengt werden. Dies ist u.a. in Kommunen in den USA zu beobachten. Im Fall der Amisch-Gemeinden sind immer wieder Fälle zu finden, bei denen Mitglieder wegen mangelnder Folgsamkeit zu drakonischen Strafen verurteilt oder gar aus der Gemeinde ausgeschlossen werden (Süddeutsche Zeitung 2012).

Fazit

Es lässt sich zusammenfassen, dass Kommunen durchaus als eine interessante Alternative zu den gewohnten Lebensformen angesehen werden kann. Gerade für Menschen die in Städten leben, zeigen Kommunen Aspekte auf, die im schnelllebigen Umfeld einer Großstadt verloren gehen. So zum Beispiel Gemeinschaftliches Handeln. Dies ist in einer Kommune unabdingbar, um zu einem Ergebnis für das Gemeinwohl aller zu gelangen. Aufgrund der besonderen Lebensform und dem Aufgeben von selbstverständlichen Gewohnheiten, kommt die Wahl einer solchen Lebensweise nicht für viele Menschen ernsthaft in Betracht. Allein die Auseinandersetzung mit dieser Thematik rückt allerdings wichtige Aspekte unserer Gesellschaft in den Vordergrund. Demokratie, soziales Zusammenleben, Zusammenarbeit, bewusste Ressourcennutzung, Rücknahme des Fokus auf Individualität und u. U. eine Entschleunigung des Lebensstils, der für einige Menschen durchaus erstrebenswert und hilfreich sein kann, finden Aufmerksamkeit. Auch ohne einen kompletten Wechsel des Lebensumfeldes sollte es möglich sein, dass diese Aspekte ins Bewusstsein aufgenommen und aktiv im Alltag gelebt werden.

Literatur

Bundeszentrale für politische Bildung (2016): Bevölkerung nach Lebensformen | bpb. Online verfügbar unter http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61569/lebensformen, zuletzt aktualisiert am 13.06.2016, zuletzt geprüft am 13.06.2016.

Burnicki, Ralf (2002): Anarchismus und Konsens. Gegen Repräsentation und Mehrheitsprinzip ; Strukturen einer nichthierarchischen Demokratie. 1. Aufl. Frankfurt a.M.: Verl. Ed. AV.

Drücke, Bernd (2006): Ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert ; Interviews und Gespräche. 1. Aufl. Berlin: Karin Kramer.

KommuJa Netzwerk der politischen Kommunen (2014): Das Kommunebuch. utopie.gemeinsam.leben. Assoziation A.

Kommune Niederkaufungen (2007): 20 Jahre Kommune Niederkaufungen, Kaufungen.

Notz, Gisela (2011): Theorien alternativen Wirtschaftens. Fenster in eine andere Welt. 1. Aufl. Stuttgart: Schmetterling-Verl. (Theorie.org).

Pitzer, Donald E.; Janzen, Donald E.; Lewis, Docey; Wright-Summerton, Rachel) (2014): Communes and Intentional Communities. In: Martin Parker (Hg.): The Routledge companion to alternative organization. London, New York: Routledge, Taylor & Francis Group (Routledge companions in business, management and accounting), S. 98–104.

Süddeutsche Zeitung (2012): Amish Prozess in Ohio; Zwangsrasur und Sex zur Teufelsaustreibung. Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH.